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Wo gehts hier durch den Gender-Dschungel?

07. März 2023

Gendern ist anstrengend und verwirrend – wird jedoch zunehmend populärer und damit auch für Marken wichtig. Aber wie? Hier ein paar mögliche Wege.

Beim Gendern scheiden sich die Geister. Denn es gibt keine einheitliche Regelung, es ist irgendwie ganz schön aufwendig und am Ende interessiert es doch eh keinen. Ja, vielleicht, nein.

 

Eine im Auftrag des WDR durchgeführte Studie zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen gendern nicht als besonders wichtig empfindet. Aber: 43 Prozent der 14–29-Jährigen schon. Das ist erstmal wenig überraschend, wachsen junge Menschen doch verstärkt mit den Diskussionen, Narrativen und sozialen Blasen rund um eine gendersensible Sprache auf. Kurz: das prägt. Wer also die jungen Talente für sich gewinnen möchte, muss sich verstärkt auch damit beschäftigen. Klar ist aber auch, dass es eine Entscheidung ist, die Einfluss auf die Corporate Language, auf Voice and Tone einer Marke hat. Zudem bedeutet diese Einzigartigkeit der deutschen Sprache Mehrarbeit.

 

Es gibt viele Wege, um eine gendersensible Schriftsprache umzusetzen. Der beste Weg ist es, neutrale Begriffe zu verwenden – Team, Kollegium, Fachkraft. Doch ab einem bestimmten Punkt wird es oft dünn oder albern. Immer Kunden und Kundinnen zu schreiben, kann auf Dauer auch ermüden. Also welchen Weg einschlagen?

Der Weg des alten weißen Mannes

 

„Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint.“ – so oder so ähnlich ist der Königsweg für Faule. Einfach weiter wie immer und zu Beginn sagen, dass man aber alle damit meint. Gut gemeint, aber betroffene Gruppen fühlen sich von diesem Disclaimer nicht wirklich ernst genommen. Damit ist das eine Lösung, die vor allem das Gewissen des Verfassers oder der Verfasserin beruhigt.

Der Weg des größten gemeinsamen Nenners

 

Mitarbeiter*innen, Mitarbeiter:innen oder Mitarbeiter_innen – quasi die Welt der Bars und Sternchen – sorgen mittlerweile bei den wenigsten Lesern und Leserinnen für Verwunderung. Sie sind mehr oder weniger gelernt und damit problemlos für den Einsatz geeignet.

Der Weg der höchsten Unsichtbarkeit

 

Ja darf das denn wahr sein, sogar in der Literatur wird jetzt gegendert! Was hier beliebt ist: die Binnen-I-Variante. Also MitarbeiterInnen. Sie kommt ohne Sonderzeichen aus und fügt sich daher sowohl optisch als auch vom Lesefluss gut in den Text ein. Es ist die Form des Genderns, die dem Auge und Gehirn mit am wenigsten auffällt. Und für dicke Schinken mit hunderten Seiten ist das definitiv ein wichtiger Faktor.

Der Weg der maximalen Barrierefreiheit

 

Legen wir nochmals einen Gang zu in Sachen Komplexität. Thema Barrierefreiheit in digitalen Medien. Dabei stolpert man schnell über die Besonderheiten von Screenreadern, die Menschen mit eingeschränkter Sicht digitale Texte vorlesen. Ein * wird aber „Sternchen“ gelesen, ein _ oder : erzeugen lange Pausen. Wer daher Wert auf Screenreader-Kompatibilität legt, aber dennoch ein Satzzeichen fürs Gendern nutzen möchte, wird mit dem Mediopunkt glücklich. Dieser fügt bei Mitarbeiter·innen nur eine kurze Pause ein. Potenzieller Fallstrick: Nicht alle Schriftarten haben den Mediopunkt im Repertoire.

Der Weg der Verrückten und Unangepassten

 

Das hier könnte allen Freaks gefallen: Entgendern nach Phettberg. Eine einfache Systematik, mit der personenbezogene Wörter ganz leicht geschlechtsneutral werden. Aus Mitarbeitern wird dann Mitarbeitys, aus Kollegen werden Kollegys, aus Ärzten Ärztys. Im Singular entsprechend das Mitarbeity, das Kollegy oder das Ärzty. Klingt absurd? Recht haben Sie.

Wie auch immer man es dreht und wendet, eine gendergerechte Schriftsprache wird immer alltäglicher. Ob sich im Laufe der Zeit eine Art des Genderns durchsetzen wird, ist unklar, aber unter den Schwingen des deutschen Bürokratentums nicht unwahrscheinlich. Bis dahin lautet die Devise: „everybody do’s as he pleases“ (Originalzitat von Günther Oettinger, ehem. EU-Abgeordneter) – nur einheitlich und nachvollziehbar sollte es sein. Dann erhält die Marke ein modernes Bild, das vor allem unter jungen Fachkräften punktet, ohne dass eher konservative Kunden und Kundinnen abgeschreckt werden.

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