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Die 7½-te Etage

10. Oktober 2023

Einer der kuriosesten Spaces ist sicher die 7½-te Etage in dem Film „Being John Malkovich“. Das überaus schräge Drehbuch von Charlie Kaufman wurde von Spike Jonze verfilmt. Being John Malkovich kam 2000 in die Kinos und hat mehr für surreale und irrwitzige Independentfilme getan als jeder andere Film zuvor.

Teasergrafik mit grünem Hintergrund, Headline "Die 7½-te Etage" und einer Blase, in der ein Mann gebückt unter einer viel zu niedrigen Decke steht

von Martin Rother

Der Bürojob, den der erfolglose Puppenspieler Craig annimmt, liegt in der siebeneinhalbten Etage eines Bürogebäudes. Dementsprechend niedrig sind die Decken.

 

Die größte Leistung des Drehbuchs und seiner Verfilmung besteht darin, dass fortan schräge Drehbücher, abseits der klassischen Geschichten, die in Filmen erzählt werden, bessere Chance hatten. Vielleicht ist es ein Symptom für die Sättigung an gut erzählten, aber immer wieder gleichen Geschichten.

 

Die größte Leistung von Spike Jonze und den Schauspielern liegt darin, dass man während des Films diesen unfassbar schrägen Plot als ganz normal wahrnimmt. Man fühlt und bangt mit den Figuren und denkt nicht darüber nach, wie surreal das alles ist. Das ist wirklich erstaunlich.

Die Story

 

Craig Schwartz ist ein erfolgloser Puppenspieler in New York. Auf Drängen seiner Frau Lotte bewirbt er sich für einen Bürojob im 7½-ten Stockwerk eines Bürogebäudes. Diese Etage ist nur durch einen Notstopp des Fahrstuhls erreichbar und auch nur halb so hoch wie die übrigen Stockwerke. Alle Mitarbeiter müssen sich beim Gehen bücken. 

 

Craig versucht sich seiner neuen Kollegin Maxine zu nähern, ebenfalls erfolglos. Durch einen Zufall entdeckt Craig hinter einem Schrank eine kleine Tür, die direkt in den Kopf von John Malkovich führt. OK, das ist überraschend. Er sieht und fühlt wie der Schauspieler und beobachtet sein Leben. Nach 15 Minuten wird Craig wie aus dem Nichts neben eine Autobahn geschleudert.

Maxine und Craig gründen ein Unternehmen

 

Die beiden beuten dieses Erlebnis gemeinsam aus und verkaufen nächtliche Trips in das Gehirn von John. Lotte findet auch Gefallen daran und verliebt sich ebenfalls in Maxine. Maxine liebt Lotte aber nur, wenn sie in John Malkovich ist. Der eifersüchtige Craig fesselt seine Frau und steckt sie in den Käfig ihres Schimpansen, der sie später befreit. Wow, jetzt auch noch ein Affe. Langsam wird Malkovich misstrauisch und er folgt Maxine in die 7 ½-te Etage und steigt in sein eigenes Hirn. Und sagt nach eigenem Bekunden, er hätte Bilder gesehen, die kein Mensch sehen sollte.

 

So weit, so absurd.


Nach einigen Wirrungen – wer hätte das gedacht – bemerkt die von Malkovich schwangere Maxine, dass sie Lotte tatsächlich liebt. Die beiden fahren zusammen weg. Einige Jahre später stellt der Ex-Arbeitgeber von Craig, in Malkovich steckend, Charlie Sheen einen neuen Wirt vor: die Tochter von Malkovich und Maxine. Am Ende des Films wird klar, dass Craig nun im Bewusstsein der Tochter Emily gefangen ist. Wow. Jetzt wird mir klar, warum ein Kritiker schrieb, der Film sei wie wenn Monty Python eine Erzählung von Franz Kafka verfilmt hätte. Ja, das trifft es ganz gut.

Platzmangel, Bedrückung und 25,9 Mio.

 

Die 7½-te Etage im Film steckt voller Analogien. Sie ist Sinnbild für die Unterdrückung der Mitarbeiter, die allesamt sehr sehr seltsam sind. Es wird nicht klar, ob sie durch diese Etage und den geistesgestörten Chef so geworden sind oder ob gezielt schräge, schrullige Menschen eingestellt wurden. 


Die Atmosphäre kann man sich so bedrückend vorstellen, wie wenn man einen zu engen Tunnel durchkriechen muss. Der Raum ist viel zu klein für seine Nutzung und drückt auch die Platznot in Städten wie New York aus, in denen selbst kleinste Wohnungen oder Büroräume ein Vermögen kosten. Das als durchaus bescheiden anzusehende Haus von Woody Allen in New York hat 25,9 Mio. Dollar gekostet und das sagt alles darüber aus, wie wichtig Platz ist. Und was passiert, wenn zu wenig davon da ist.

 

„Baut man in die Höhe, leidet der Mensch. Baut man in die Breite, leidet die Natur.“ sagte einmal der ebenfalls schrullige und vielleicht geniale Künstler Hundertwasser. Und aktuell kann man hinzufügen: Oder man baut halt gar nicht, weil es zu teuer ist.

Ein Friedhof mit 14 Etagen


Der Platzmangel in Städten ist atemberaubend und wird von der Architektur mit Lösungen begegnet, die teilweise genial und teilweise menschenverachtend sind. Es gibt kaum etwas dazwischen. Es gibt soviele Menschen in den Städten, dass es sogar für die Toten eng wird. Pelé wurde in einem 14-stöckigen Friedhofs-Hochhaus in Brasilien beigesetzt.

 

Man weiß nicht, was besser ist – bei der Arbeit gebückt gehen müssen oder für immer in einem Hochhaus liegen.

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