Brot verkauft Haus

von Martin Rother

Verarbeitet werden Gerüche im limbischen System, dem Ort, der Gefühle verarbeitet und der Entstehung von Triebverhalten dient. Genau deshalb sind Gerüche so wirksam im Marketing. Viele Unternehmen und Marken verführen mit Gerüchen, die Liste olfaktorischer Kaufanreize ist endlos. Jeans werden parfümiert, Hotels setzen Düfte als Wohlfühlmotor und zur Wiedererkennung ein. Zum Sans Soucis in Wien? Immer der Nase nach. Die Commerzbank hat ein Duftkonzept und dafür eigens eine Duftagentur (heißen die dann „Olfaktur“?) engagiert.

In einer Sekunde ganz woanders

Düfte können sehr viel direkter und intensiver Gefühle und Erinnerungen beeinflussen als die anderen Sinne. Das kennt man, wenn ein bestimmter Duft jemanden in einer Millisekunde in eine andere Situation katapultiert. Der Duft nach Holzfeuer z. B., der an die Kindheit erinnert.

Abercrombie & Fitch versprüht in allen Filialen einen bestimmten süßlichen Duft. Auch alle Kleidungsstücke sind damit parfümiert (kontaminiert, wenn man mich fragt). Inzwischen wird dieser Duft der Marke zugeordnet. In US-amerikanischen Supermärkten ist es üblich, dass die Obstabteilung intensiv nach Orangen riecht, die Ausdünstungen der Fischabteilung werden mit Kräuterduft relativiert. In deutschen Supermärkten ist das noch nicht üblich, die Bäckerei und der Brotautomat werden aber oft schon strategisch platziert.

Wie riecht die Bahn und wie eine Bank?

Nicht wenige Unternehmen nutzen die Expertise von spezialisierten Duftagenturen – die Deutsche Bahn, die Commerzbank, die Telekom, viele Hotels und natürlich hippe Fashionlabels.

Was kann das Herz riechen?

In den letzten Jahren haben Wissenschaftler:innen viele unbekannte Geruchs- und Geschmacksrezeptoren entdeckt in, Achtung, den Atemwegen, im Magen, in der Niere, in Muskelzellen, im Blut und auch im Gehirn. Hä? Riecht das Gehirn Aioli und der Bizeps Rotwein? Erfreulicherweise nicht. Solange diese Zellen keine Verbindung zum Geruchs- und Geschmackszentrum im Gehirn haben, dienen sie als Chemodetektoren. Sie erkennen wie ein Sensor bestimmte Stoffe und lösen dann chemische Reaktionen aus. Glück gehabt. Das Gehirn muss ja nicht überall seine Nase hineinstecken, auch wenn es vielleicht die Nase voll davon hat, von einem schlichten Brotbackautomaten an der Nase herumgeführt zu werden.

Unbedenklichkeitshinweis: Dieser Artikel wurde ohne die Nennung von Jeremy Fragrance erstellt.